Engelbert Häupl im Gedenken an seinen Bruder Josef Häupl

Wenn mich jetzt jemand fragen würde, „Wer war Josef Häupl“, dann würde ich sagen: „Er war mein Bruder“, ein unaufdringlicher, stiller Freund, der seinen Beruf als Bühnenmaler am Landestheater gewissenhaft ausübte. Er war aber auch ein guter Künstler mit Charakter, der immer wieder versuchte, neben seinem Beruf seinem unwiderstehlichen Drang nachzugehen, sich in Bildern auszudrücken, was heute nicht gerade zum Image beiträgt. Er war einer, der nicht entdeckt wurde, weil er sich selber verborgen hat.

Sein Vorbild war die Natur, aus der schöpfte er reichlich, die verherrlichte er in seinen Bildern, in seinen letzten Werken reiner und bewusster als früher.

Er hat sich nie direkt von gängigen Kunstrichtungen, die heute alle sehr relativ sind, zwingen lassen.

Um seine Malerei zu verstehen, muss man in seinem Atelier gewesen sein. Seine meisten Bilder, die nicht unmittelbar vor der Natur entstanden sind, wurden in der Abgeschiedenheit eines Hinterhofs gemalt. Dort in der Hafnerstraße hatte er sich ein Atelier eingerichtet. Es hat keine riesigen Fenster und starke Scheinwerfer, sondern nur bescheidenes Licht, das die Blumen und Kakteen auf den Fensterstöcken von den sauber geputzten Scheiben durchlassen. 

Dort malte mein Bruder zwischen Mineralien und kleinen Sammelgegenständen, denen kleine Anekdoten anhaften, seine Bilder.

Dort liegen seine Bleistifte und Pinsel geschlichtet nebeneinander, der Staub scheint aus diesen seinen intimen Räumen verbannt zu sein.

Nichts ist dort offensichtlich spürbar von einem genialen Meisterwesen, keine verdreckten Paletten, keine Malfetzen auf dem Boden, keine überschmierten oder zerfetzten Bilder, die als misslungen gelten sollten.

Sein Arbeitstisch lädt zu einer Jause ein, für Gäste aus seinem Freundeskreis, diese waren immer willkommen im Gegensatz zu Freunden aus der Publicity, von denen ihn nur ganz wenige gefunden haben.

Dort malte er seine Welt, nicht frisch und ausgeruht mit vollen Kräften, sondern als Alternative zu seinem Beruf, oft in der Nacht, bei weichem, spärlichem Licht.

Charakteristisch für meinen Bruder ist wohl, dass er kaum das Bedürfnis hatte, die Bilder, die in diesem Atelier entstanden sind, zur Schau zu stellen. Man musste sie erst finden.

Seine Ölbilder schlichtete er peinlich sauber in eine Ecke des Ateliers, die Aquarelle wurden in eine Mappe eingeordnet, die Graphiken in eine Schublade gelegt, für seine Druckplatten hatte er ein Archiv auf dem Dachboden angelegt.

Erst bei Zusammenstellung der Ausstellung wurde sichtbar, wie umfangreich seine Arbeit war.

Wenn „Pepp“, so nannte ich meinen Bruder, etwas gehasst hat, so war es das Marketing in der Kunstbranche, das Verkaufen der Kunst.

Eine Ausstellung war für ihn eine Schwerarbeit. Nicht das Zusammenstellen der Bilder, sondern das Verkaufen seiner Werke war ihm eine Qual. Oft haben wir von ihm gehört: „Lieber verschenke ich ein Bild, als es zu verkaufen.“

Mein Bruder war äußerst tolerant, er war kritisch, aber nie verletzend. Es war mir persönlich nicht oft möglich, mit ihm zusammen zu malen. Die Zeit hatte uns landschaftlich weit auseinanderliegend eingewurzelt. Konnten wir doch zusammen etwas erarbeiten, so kenne ich keine einzige Kritik von ihm über meine Art, mich auszudrücken. Ich kenne aber Motive, die er von mir aufgegriffen und in seiner Art bearbeitet hat.

Die Künstlerkollegen, über die er nie ein böses Wort gesprochen hat, werden ihn sicher in guter Erinnerung bewahren.

Ich wünsche Ihnen, dass mein Bruder selbst durch seine Bilder zu Ihnen spricht.

                                                 Engelbert Häupl

Handschriftliches Manuskript von Engelbert Häupl

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